Wissen ist zeitabhängig - daher vergänglich, es entsteht im Verstand. Besitz von Wissen und von Dingen können kein dauerhaftes Glück herbeiführen - der Mensch verfügt
über beides und fühlt sich trotzdem meist unglücklich - den Tieren fehlt beides, dennoch sind sie meist glücklich.
Weisheit als inneres Wissen ist zeitlos - daher unvergänglich, wie die Seele selbst, es entsteht im Herzen. Weisheit macht dauerhaft glücklich, weil Weisheit die Essenz
von Bewußtsein ist, darum ist Weisheit die wertvollste Eigenschaft, die eine Seele durch Bewußt-SEIN erwerben kann.
Der Verstand kann die wahre Tiefe von Weisheit nicht ermessen - da Weisheit grenzenlos alle Dimensionen einschließt, jenseits dessen, was der Intellekt zu erfassen
vermag. In der multidimensionalen Grenzenlosigkeit des Bewußtseins ist der Verstand kaum mehr als eine Facette des SEINS - richtig eingesetzt ein
nützlicher Diener - falsch eingesetzt aber ein Meister der Sklaverei.
Wegen der grenzenlosen Dimension von Weisheit gilt aber der Satz - Weisheit kann nicht gelehrt werden - schlimmer noch - Weisheit, die man in Worte faßt,
hört sich oft töricht an.
Weise versuchen dennoch immer wieder, Menschen mit Weisheit zu erreichen, vor dem Schmerz - doch Menschen mögen Weisheit nicht besonders - weil sie es nicht mögen, sich
zu ändern. Weise und Wissende sehen daher Gleichnisse und Parabeln oft als einzige Möglichkeit anderen Weisheit zu vermitteln - deshalb auch hier die Form der Parabel,
um verborgene Weisheit und das Wesen des Bewußt-SEINS zu offenbaren.
Siehst Du die majestätische Eiche dort im Wald, die alle anderen Bäume überragt! Wenn Du sie nicht siehst, dann stelle sie Dir einfach vor - denn alles ist Wahrheit und Wahrheit ist
Traum.
Als Eiche hat sie das Bewußtsein des Baumes und weiß von der Existenz des Himmels und des Lichtes und des Waldes und der Menschen und der Tiere um sie her und nimmt alles wahr. Kommt ein Vogel
geflogen und setzt sich auf einen Ihrer Äste und fragt sie <Wer bist Du?>dann antwortet sie <ICH BIN ein Baum!>. Aber auch jedes
Blatt und jede ihrer zahlreichen Eicheln hat das Bewußtsein des Baumes, obwohl die Eicheln eigentlich ihre Kinder sind. Denn kommt ein Schmetterling geflogen und setzt sich auf eine ihrer Eicheln
und fragt <Wer bist Du?> dann antwortet die Eichel ebenso <ICH BIN ein Baum!> und nicht etwa <ICH BIN eine
Eichel!> wie Du vielleicht denken wirst.
Es ist Sommer und die Eicheln wiegen sich im Winde und sind glücklich, denn sie träumen den Traum des Sommers. Doch schon werden die ersten Blätter gelb, weil der Baum sein Bewußtsein unmerklich
nach innen zieht, denn er folgt den Zyklen der Natur, die bereits den Traum des Herbstes träumt. Und auch der Baum beginnt den Traum des Herbstes zu träumen und später dann den des Winters - und
schon verliert der Baum auch seine ersten Blätter. Die Eicheln nehmen dies alles wahr und auch den Einzug des Herbstes im Walde und sie sind traurig darüber, doch noch immer wiegen sie sich im
Traum des Windes. Sie ahnen und wissen nichts davon, daß der Baum schon den Traum des Herbstes träumt und doch, der Baum sind auch sie und auch seine Kinder.
Dann, eines Tages geschieht es - ein eisiger Wind fegt mit entfesselter Kraft durch den Wald. Jeder Wind-Stoß schüttelt die Eiche mit stürmischer Macht, fegt fast alle Eicheln vom Baum hinunter
auf den Waldboden und nur einige wenige, meist kleinere Eicheln vermögen sich noch am Baum zu halten.
Dort liegen Sie nun in der Finsternis und Nässe des Waldbodens. Der Sturm hat auch noch die letzten Blätter vom Baum gefegt und diese begraben die Eicheln unter sich wie mit einem Leichentuch.
Betäubt und fast ohnmächtig von Finsternis und Nässe hat der Schock des Falles ihrem Bewußtsein einen solchen Schlag versetzt, daß fast augenblicklich alle Erinnerung verloren ist und auch das
Bewußtsein des Baumes.
Doch da niemals etwas ohne Bewußtsein ist, fangen sie an ein neues Bewußtsein wahrzunehmen und dies ist das begrenzte Bewußtsein der Eichel. Und so erkennen sie sich
nicht mehr als Teile des Baumes der sie sind, sondern als einzelne getrennte Eicheln. Und sie fangen an, sich Namen zu geben wie A-corn, B-corn, C-corn und so weiter um sich voneinander zu
unterscheiden.
Und sie verbringen ihren Tag damit, über ihren Zustand zu klagen, denn irgendwo tief in ihrem Inneren haben sie noch eine verborgene Ahnung von ihrer früheren Herrlichkeit und dem Himmel und dem
Licht. So klagen sie über die Dunkelheit und die Nässe und die Ameisen und Würmer und Schnecken um sie her. Und die Eicheln der Vorjahre erzählen ihnen von den Gefahren der Erde, daß sie dort
langsam verfaulen und daß Schnecken und Würmer sie langsam auffressen. Als Beweis zeigen sie ihnen viele verstümmelte Eicheln, die schon fast verfault oder aufgefressen sind.
Es gibt aber einige ältere Eicheln, die sehr gelehrt sind und alle Phasen studiert haben. Man nennt sie Wissenschaftler und sie wissen, daß jede Eichel nach 10 bis 15 Jahren spätestens verfault
und gestorben ist, wenn sie nicht vorher von den Würmern und Schnecken aufgefressen wurde. Sie wissen auch von den Jahreszeiten, daß im Frühling viel Bewegung in der Erde ist, im Sommer gibt es
viel Regen, im Herbst wird es noch kälter und dunkler und im Winter wird der Boden so kalt, daß er wie ein Panzer die Eicheln zusammendrückt und alle Hoffnung aus ihnen herauspreßt.
Und dann gibt es jene Eicheln, die Nachrichten sammeln, man nennt sie Journalisten. Sie sind wie die Wissenschaftler sehr angesehen und ihnen entgeht keine Eichel, die verfault oder von den
Würmern und Schnecken aufgefressen wurde und in ihren Nachrichten ist das mit großen Lettern aufgemacht und manchmal haben sie sogar Sensationen - etwa wenn ein Wildschwein ganze Wohngebiete von
Eicheln verwüstet und diese aufgefressen hat.
Und alle Eicheln lesen das mit geheimen Schrecken und sie jammern noch lauter über ihren Zustand und sie sind sicher, daß es keine Hoffnung für sie geben kann und so siechen sie dahin in ihr
Schicksal ergeben, dem sicheren Tode entgegen durch Verfaulen oder den Fraß der Schnecken und Würmer.
Aber siehe da, dort ist noch eine der kleineren Eicheln auf dem Baume, weil die Herbststürme sie nicht herunterschütteln konnten - wir wollen sie Z-corn nennen. Auch sie weiß, daß sie bald vom
Baume fallen wird, wie ihre Brüder und Schwestern, aber sie will nicht unvorbereitet fallen und das Bewußtsein des Baumes mitnehmen.
Eines Tages sieht sie ein Eichhörnchen auf ihrem Ast die letzten Eicheln um sich herum einsammeln. Gerade will das Eichhörnchen auch Z-corn vom Baume reißen, da ruft sie
geistesgegenwärtig <Halt Eichhörnchen, bevor Du mich vom Baume nimmst, sage mir, warum Du das tust!>
<Weil es Herbst ist> antwortete das Eichhörnchen <und danach kommt der Winter, und erst dann kommt wieder der Frühling, der das Leben zurück bringt und neue
Eicheln aus dem Baum und neue Bäume aus den Eicheln der Vorjahre wachsen läßt, die wieder Eicheln tragen!> Ungläubig fragte Z-corn das Eichhörnchen <Willst Du
damit sagen, daß dieser große Baum in einer kleinen Eichel war, bevor er Baum wurde!> <Aber ja doch!> antwortete das Eichhörnchen <das weiß doch jeder! >
<Aber wie ist das möglich> beharrte Z-corn <daß ein so großer Baum in einer so kleinen Eichel Platz hat, du willst mich sicher nur zum Narren
halten!>
Da wurde das Eichhörnchen wütend <Eichhörnchen lügen niemals, das tun nur die Menschen!> rief es, riß Z-corn vom Ast und schleuderte es auf den Waldboden und rief
ihm noch hinterher <Da sieh doch selbst, daß ich die Wahrheit gesagt habe und erfahre es selbst!>
Z-corn landete unsanft neben den anderen Eicheln - aber siehe da - weil sie auf den Fall vorbereitet war und gerade über die erstaunlichen Worte des Eichhörnchens nachdachte, während sie fiel,
blieb das Bewußtsein des Baumes und die Erinnerung an die Worte des Eichhörnchens erhalten. Mit Entsetzen bemerkte sie den Verlust des Bewußtseins der anderen Eicheln, ihrer Brüder und
Schwestern, die sie nicht erkannten als ihre Schwester. Sie versuchte ihnen zu erklären, wer sie waren - aber diese waren gefangen im Bewußtsein der Eichel und hörten nur auf die
Worte der Wissenschaftler und Journalisten.
So lebte Z-corn abseits von den anderen Eicheln und träumte weiter den Traum des Baumes und sie dachte immer wieder über die erstaunlichen Worte des Eichhörnchens nach - daß ein riesiger Baum in
einer so kleinen Eichel Platz finden konnte und überlegte immer wieder, wie das möglich war - aber sie zweifelte nicht mehr an den Worten des Eichhörnchens, denn die gerechte Empörung über die
Unterstellung der Lüge war zu echt.
Niemals hörte man ein Wort der Klage aus dem Munde Z-corns und niemals hörte sie den sogenannten Nachrichten der Journalisten zu, denn sie wußte, daß dies nur die niedere Wahrheit des
Eichel-Bewußtseins und nicht die höhere Wahrheit des Baum-Bewußtseins war. Daher ging unentwegt ein verklärtes Strahlen von ihr aus, das immer klarer und stärker wurde - darum machten die Würmer
und Schnecken einen großen Bogen um Z-corn. Einige andere Eicheln, die noch Reste ihres Baum-Bewußtseins hatten, wurden angezogen von ihrer großen Weisheit, Klarheit und Reinheit. Sie kamen zu
Z-corn und hörten ihre Geschichte und einige wenige fingen ebenfalls an darüber nachzudenken, wie es möglich ist, eine Eichel und gleichzeitig ein großer Baum zu sein.
Während Z-corn den Traum der Eichel träumte, die doch gleichzeitig und in Wahrheit ein Baum ist, stülpte sich unmerklich ihr Innerstes nach außen und wuchs aus ihr heraus. Der Frühling kam und
eines Morgens, da war es soweit - ihr Innerstes hatte den Mantel der Finsternis durchbrochen. Und jetzt, da der Keim der Eichel den Waldboden durchbrochen hatte und Z-corn endlich wieder das
Licht des Himmels erblickte, da kannte sie das Geheimnis. Jetzt verstand Z-corn auch die Worte des Eichhörnchens und wußte mit absoluter Sicherheit <Ich
selbst - ICH BIN der Baum, der in der Eichel war!> Für sie gab es nun wieder den Himmel und das Licht und den Wald und die Menschen und die Tiere - aber Würmer und Schnecken
waren keine Gefahr mehr für sie.
Aber auch die wenigen Eicheln, die ihren Worten Glauben geschenkt hatten, stülpten bald ihr Innerstes nach außen und erlangten erneut das Bewußtsein des Baumes, diesmal aber in
seiner Ganzheit und mit der Fähigkeit, selbst Eicheln als Kinder hervorzubringen.
Die Wissenschaftler unter den Eicheln aber stellten mit Verwunderung fest, daß einige Eicheln aufgestiegen waren aus der Erde - und da sie sich den Vorgang nicht erklären konnten, gaben sie ihm
wenigstens einen Namen - wie es Wissenschaftler immer tun, wenn sie ihre Unwissenheit verbergen wollen - und sie nannten es Super-Wurm. Und sie sagten zu den anderen Eicheln <Seht
nur, wohin es führt, wenn eine Eichel denkt, sie wäre ein Baum - jetzt hat der Super-Wurm sie alle aus ihrem Eichel-Gehäuse gezogen und getötet - welch schrecklicher Tod!>
Und die Journalisten hatten ihre Sensation und die vielen Eicheln fröstelten vor Entsetzen vor der Ungeheuerlichkeit des neuen Schreckens, dem sie wehrlos ausgeliefert waren - und sie beeilten
sich, alle Gedanken an Bäume aufzugeben - und einige Fanatiker versuchten sogar alle Bücher zu verbrennen, in denen das Wort Baum vorkam - denn in der Literatur wimmelte es nur so von Hinweisen
auf die Existenz von Bäumen.
Erkennst Du als Mensch den Sinn dieser Geschichte - dann verstehst Du auch den Sinn des Mensch-SEINS und das Bewußt-SEIN des Menschen. Denn auch der Mensch ist wie eine Eichel - oder
ein Kind am Baum des Lebens - auch er fiel vom Baum, der die Totalität allen Seins oder Gott ist.
Erkenne die höhere Wirklichkeit Deines Seins - erkenne, wer Du wirklich bist - und auch Du wirst anfangen, Dein Innerstes nach außen zu stülpen und bald das Licht des
Himmels erblicken und zur Grenzenlosigkeit und Freiheit Deiner wahren Größe und Herrlichkeit heranwachsen, die erhaben ist über alles, was Du Dir jetzt vorstellen kannst - und
dennoch verborgen ist in Deinem Inneren. Denn bedenke - der Frühling ist jetzt - und der nächste Frühling ist weit - und die Würmer sind
überall. Du hast die Wahl - So sei es !